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Auf nach Peking! (Uns ist echt kein besserer Titel eingefallen. Erfreut euch trotzdem daran. Love, G


Von Ulan-Bator nach Peking reisten wir im Viererabteil mit einem jungen Paar aus Kopenhagen. Sie hatten ihre Reise ebenfalls in Moskau begonnen und waren auch auf der transmongolischen Eisenbahn durch Russland gereist. Sie erzählten uns, dass sie sich an der Uni während des Wirtschaftsstudiums verliebt hätten. Leider konnten wir uns ihre dänischen Namen nicht merken. Im Gespräch stellte sich heraus, dass das Paar im gleichen Loft Hostel77 in Moskau übernachtet hatte wie wir. Und dass sie es sehr „dirty dirty“ empfunden und darum alle gebuchten Unterkünfte nochmals auf eine höhere Klasse umgebucht hätten. Ab dort erhielten die zwei heimlich den Spitznamen „dirty dirty“ von uns.

Ihr Vater sei Diplomat, so erzählte uns es der weibliche Teil von „dirty diry“, und die Reise startete sie, um wie er einst mit der Transsib zu reisen. China sei auch bereits durchgeplant und die Weiterreise in den Iran organisiert. Total seien sechs Monate vorgesehen, das Budget sei aber sehr eng und eigentlich warteten sie überhaupt nur auf die Bachelor-Abschlussergebnisse, denn die würden in einigen Tagen online publiziert. Was nach der Reise respektive nach bestandenem Studium folgen würde, wussten sie beide noch nicht. Sie wollten auch von uns wissen, was wir für China geplant hatten. Wir wussten gerade mal, dass wir die Chinesische Mauer in Peking und Shanghai sehen wollten. Guru studierte deshalb zwischen den Gesprächen mit „dirty dirty“ den über tausendseitigen Reiseführer Lonely Planet China und Banana das Buch „Die letzte Kaiserin“ von Veronika Cordes, um sich auf China einzustimmen.

Ab Ulan-Bator schlängelte sich der Zug durch die karge Landschaft und wurde auf der Höhe der Wüste Gobi noch sandiger und strahlte goldig. Irgendwann verschwand die Wüste in der Dunkelheit und wir machten einmal mehr unser Abendessen bereit. Genau, feinste, leckere Nudelsuppe mit extra Karotten.

Spät gegen Abend machten wir uns alle bettfertig, als es plötzlich hektisch wurde. Der Zug hielt an. Die mongolische Cabin Crew stürmte in unser Abteil und erklärte uns mit Händen und Füssen, dass wir unser Hab und Gut packen und sofort aussteigen müssen. Warum wurde uns nicht erklärt. Wir schauten uns alle vier verdutzt an und folgten danach der Anweisung. Mehr blieb uns nicht übrig.

Wir zwei packten wohl zu langsam. Die Gemütlichkeit, die wir uns mittlerweile zugelegt hatten, kam offensichtlich nicht gut an. Es standen nämlich plötzlich zwei Chinesen und ein Mongole in unserem Abteil und halfen uns, unsere Sachen zu packen. Sie forderten uns erneut auf, sofort den Zug zu verlassen. Als wir kurz darauf auf dem Perron standen, bemerkten wir, dass wir wirklich die Letzten waren, die den Zug verlassen hatten. Man zeigte uns den Weg, wo wir hingehen mussten und einmal in einer Halle angekommen war auch klar warum, wir befanden uns nämlich an der chinesischen Grenze. Yeeeah, es war 22 Uhr und endlich war es soweit! CHINAaaaa!!!

Im Bild jeweils ganz links und rechts sind "dirty dirty"

Unsere noch in der Schweiz in die Pässe geklebten, wunderbar hübschen rosablauen Visa wurden mit Adleraugen begutachtet und unser Gepäck zweimal geröntgt. Es herrschte absolute Ruhe, Struktur und Disziplin bei der chinesischen Personenkontrolle. Jeder Beamte und Soldat trug seine Uniform in tadellosem Zustand. Wir hatten Respekt. Und wir meisterten die Grenze mit Bravour – alles ging reibungslos vonstatten. Welcome to China.

In der hell beleuchteten Halle wurden wir nun mehr oder weniger eingesperrt. Draussen am Gitter konnte man internationale Snacks erstehen (Snickers und Co.), in dem man Geldscheine durch die Eisenstäbe steckte. Alle waren müde. Der Zug wurde unterdessen umgebaut. Das heisst, das Spurmass wurde für die chinesische Spurweite der Gleise angepasst respektive die Achsen oder Drehgestelle ausgetauscht (unterschiedliche Spurweiten existieren aufgrund von Verteidigungszwecken im Kriegsfall). Dieser Umbau dauerte lediglich ;-) fünf Stunden.

Währenddessen nickte Banana auf den ungemütlichen Stühlen immer mal wider ein und Guru lies ein Buch und hörte Musik. Um drei Uhr morgens kam endlich die Durchsage, dass wir wieder einsteigen können. Die Fahrt ging weiter und kurz vor vier Uhr schliefen wir ein.

Wir erwachten gegen Mittag, schauten durch das Fenster und die karge Landschaft wich einer gebirgigen Landschaft, die von Flüssen durchbrochen und von Wäldern gesäumt war.

Kurz vor Peking assen wir unsere letzte Nudelsuppe. Guru verzehrte die Mahlzeit mit Genuss, denn er wusste, ab jetzt gibt es bestes chinesisches Essen – sein Lieblingsessen. Wir schauten ungeduldig auf die Uhr und irgendwann hielt der Zug am Bahnhof Peking. Das Aussteigen war hektisch und chaotisch. „Dirty dirty“ verabschiedete uns auf die dänische Art - sie winkten uns ganz kurz von ausserhalb des Waggons zu und weg waren sie im chinesischen Wusel. Wir betraten also den riesigen Hauptbahnhof alleine.

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