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Über Meinungsfreiheit, Bioprodukte und die Beziehung zu China: Ein Gespräch mit einer Russin

Wir haben im Laufe unserer Russland-Reise mit vielen Einheimischen gesprochen. Wir lernten auch eine Russin kennen. Sie war zum Zeitpunkt des Gesprächs ca. 35 Jahre alt, hatte studiert (Germanistik und Romanistik) und bestritt ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin, Lehrerin und Führerin. Das Gespräch mit ihr ist uns lange im Kopf geblieben. Folgend einige Auszüge davon, die wir so gut es ging aus unserem Erinnerungen rekonstruiert haben.

Wir mussten ihr versprechen, dass wir ihren Namen und ihr Gesicht nicht veröffentlichen.

 

Guru&Banana: Im Zug sind wir während hunderten von Kilometern nur an Bäumen vorbeigefahren. Wird in Russland viel Holz exportiert?

Russin: Ja, vor allem in die asiatischen Märkte. Holzexporte von der Region rund um den Baikalsee nach China führten aber auch schon zu heftigen Diskussionen. Den Chinesen gehört dort sehr viel Holz respektive Land und die Bevölkerung ist nicht sehr glücklich über den intensiven Abbau. Aktuell werden dort Lösungen diskutiert. Aber eben nur diskutiert....

In der Region rund um Jekaterinburg werden sehr viele Bodenschätze (z.B. Gold, Eisen usw.) abgebaut. Dies ist auch der Grund, warum Jekaterinburg um 1700 gegründet wurde. Die Vorkommnisse neigen sich heute jedoch dem Ende zu.

Guru&Banana: Werden alternative Einkommensquellen gesucht?

Russin: Nein, darüber macht sich niemand Gedanken, wir Russen leben im Hier und Jetzt. Übrigens, oft werden hier Steine als Souvenirs verkauft. Dabei handelt es sich aber häufig um Steine die in Afrika abgebaut und dann in Russland lediglich etwas nachbearbeitet werden.

Guru&Banana: Habt ihr BIO-Produkte in Russland?

Russin: Ja, aber nur in den teuren Läden. Aber generell denke ich, dass man sich in dieser Hinsicht keine Gedanken machen muss, weil Russland Früchte und Gemüse vor allem aus den südlicher gelegenen Ländern, zum Beispiel Kasachstan, bezieht. Bei uns hält auch eine Gurke nicht lange im Kühlschrank. Lediglich sehr kurze Zeit.

Unaufgefordert über das Thema Meinungsfreiheit:

Russin: Einmal ist sie mit einer Gruppe von Touristen auf einem Ausflug gewesen und hat mit ihnen über kritische politische Themen diskutiert. Die einte Touristin hat danach diesbezüglich einen Post auf Facebook in Englisch veröffentlicht. Damals hatte ich noch Facebook und grosse Angst davor, dass der Post von der Regierung mitgelesen wird. Zum Glück ist nichts passiert.

Guru&Banana: Was hätte passieren können?

Russin: Zum Glück wird man heute nicht mehr wie in der Sowjet-Union in das Gefängnis gesteckt, aber man wir heute noch immer bedroht. Einer Kollegin von mir ist das geschehen. Sie wurde danach unzählige Male angerufen und beleidigt. Und ihre Agentur wurde zurechtgewiesen, über welche Themen gesprochen werden dürfen und über welche nicht.

Guru&Banana: Denkst du, das mit der Meinungsfreiheit hat sich seit der Sowjetzeit verbessert?

Russin: Nein, nur dass man nicht mehr dafür ins Gefängnis gesteckt wird. Aber das ist okay für mich, so ist Russland nun mal und so wird Russland auch immer bleiben. Es gibt hier die Redewendung: Auch in 100 Jahren noch werden die Russen klauen und die Strassen schlecht sein.

Beispielbild. Nicht von guru&banana.ch. Kostenlos von Wix.

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