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Irkutsk & Olkhon Island


"Irkutsk, das Paris von Russland..." lasen wir vor Anreise in irgendeinem Reiseführer, was unsere Erwartungen kräftig schürte zumal wir Paris lieben. Vor Ort wurde uns aber klar, der Autor war entweder selbst nie in Irkutsk gewesen oder hat sich mit Vodka heillos betrunken. Hässliche Häuser reihten sich nämlich an noch hässlichere Häuser. Ok, ganz so übel war es nicht, aber der Vergleich mit Paris hinkt. Folgende zwei Bilder zeigen alles, das uns auch nur ansatzweise an die Stadt der Liebe erinnerte:

Wir geben zu, vielleicht lag es am Wetter. Vielleicht sind die Frühlingsmonate in Irkutsk bezaubernd. Auf jedenfall war Irkutsk nicht gross und dennoch als Durchreiseort für Touristen ins östliche Asien bekannt.

In Irkutsk erlebten wir leider auch einen solchen Moment, vor dem man sich vor jeder Reise fürchtet. Leider verstarb Gurus Zio Luciano. Lang wägten wir ab, ob wir die Reise unterbrechen sollten oder nicht, ein Telefonat mit Gurus Vater und seiner Zia bestärkte uns aber in unserer Entscheidung weiterzureisen. Wir zündeten in der Kirche zur Kreuzerhöhung Kerzen an und waren in diesen Momenten mit unseren Gedanken fest bei unseren Liebsten zuhause.

In stillen Gedanken an Luciano Sacco

Insel Olkhon

Wir waren froh, als wir uns in den Kleinbus Richtung Olkhon setzten. Wir freuten uns auf die Natur die die Insel Olkhon, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, bieten sollte. Bevor wir die Insel erreichten, fuhren wir aber mit dem Bus sechs Stunden ab Irkutsk bis zu einem kleinen Hafen wo man in den Sommermonaten mit einem Transportschiff über den See zur Insel gebracht wird. In den Wintermonaten, wenn der See zugefroren ist, fährt man mit dem Auto oder Bus direkt drüber.

Als wir zur Anlegestelle gelangten, war es aber eben jene Jahreszeit in der das Eis kurz vor dem auftauen ist. Eine Fahrt über das Eis wäre wegen der Einbruchgefahr zu gefährlich gewesen. Also wurden wir mit Hovercrafts über das Eis gebracht. Wir schwebten über das Eis, das Wasser schwabbte immer wieder an aufgebrochenen Stellen hervor.

Sobald wir der chinesischen Zensur entflohen sind, folgen die Videos.

Auf der Inselseite ging es dann mit einem Bus nochmals eine Stunde weiter auf einer unbefestigten Strasse durch die Burjat-Steppen bis zum einzigen grossen Ort der Insel Kuzhir.

Die Hin- und Rückfahrt von Irkutsk bis nach Kuzhir kostete insgesamt 1800 Rubel pro Person, also fast die üblichen 2000 Rubel in Russland.

Wie gesagt, die chinesische Zensur lässt nicht zu, dass wir euch diese schönen Bilder und Videos zeigen...

Als wir gerade das Hostel erreichten, stieg im gleichen Moment ein Nordirländer aus einem Buggy aus. Er zog sich mit beiden Händen die Skibrille von den Augen und verwickelte uns sofort in ein Gespräch. Er sei vom nördlichen Ende über den See mit dem Buggy gefahren, der Fahrer hätte einen super Job gemacht, die Fahrt sei eindrücklich gewesen. Sogleich steckte uns der Fahrer seine Visitenkarte zu. Funbuggys.ru. Der Ire checkte ebenfalls im Hostel Nikitas ein.

Die Besitzer des Hostels Nikitas waren die Ersten, die auf der Insel Übernachtungsmöglichkeiten anboten. Sie wurden von den Einheimischen bewundert, damals und heute. Der blühende Tourismus bringt Geld und somit Beschäftigung für viele Inselbewohner. Ihr Hostel ist heute aber so stark gewachsen, das vom damaligen Aussteigerflair und der Gastfreundschaft nicht mehr viel übrig geblieben ist. Wir können die Unterkunft trotz ihrer spektakulären Lage nicht empfehlen. Wir wurden von einem Paage/Garcon zu unserem Zimmer gebracht. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass das Zimmer nichteinmal Ansatzweise dem, was wir gebucht hatten, ähnlich sah. Das Schlafzimmer hatte keine Fenster, obwohl wir Seesicht gebucht hatten. Da das Zimmer nicht das günstigste war, fühlten wir uns verarscht.

Es ging also zurück zur Rezeption, wo Guru Banana reden liess. Banana fragte, ob es dem Hostel echt ernst war mit dem Zimmer und zeigte die Bilder auf der Homepage. Die Dame am Empfang war plötzlich nicht mehr so freundlich wie am Anfang und meinte lediglich, dass es das Zimmer welches im Internet gezeigt wird nur einmal gibt. Sie bot uns an das Zimmer für eine Nacht zu nehmen (wir hatten drei gebucht) weil es für die restlichen Nächte bereits belegt sei. Das machte Banana so richtig sauer, weil wir ja denselben Preis gebucht hatten und somit auch Anspruch auf das Zimmer haben. Daraufhin telefonierte die Receptionistin und prompt bekamen wir das unrsprünglich gebuchte Zimmer. Auf uns wirkte es, als ob das Nikita extra die schöneren Zimmer im Internet anpreist und einem dann in die günstigere Kategorie steckt, sodass sie dann doch den Preis für das teurere Zimmer einkassieren können. Aber nicht mit Banana...

Einkaufsmöglichkeiten au Olkhon Island:

Während unserer Zeit auf Olkhon unternahmen wir einen längeren Spaziergang zum Schamanenfelsen.

Da die Insel und der See riesig sind, wollten wir auch einen Ausflug machen, auf dem wir etwas mehr von der Gegend sehen konnten. Es gab diverse Möglichkeiten:

Velo mit Spikes

Die Insel ist sehr hügelig, sandig und eisig. Auf dem Eis kann man dank der Spikes fahren, wir beobachteten aber, wie zwei Personen mehrere Male mit dem Velo umgefallen sind. Wohl eher was für den Frühling und nicht für das Eis.

Bustour in den Norden

Kostet bestimmt 2000 Rubel pro Person. Der Bus führt über unbefestigte Strassen sechs Stunden in den Norden mit hundert anderen Touristen an Bord, wo geplante Fotostopps und lautes Gequassel die Ruhe stören. Auch weniger was wir suchten...

Wandern

Die Insel ist super gross, wandern kann man super gut. Wir aber wollten auf das Eis, wo man zu Fuss aber nicht so gut vorankommt.

Hunde- oder Pferdetouren

Müsste man vorab planen und wir hatten für den Moment genug Tier-Erlebnisse gesammelt.

Fun-Buggy-Tour über den See

Bingo! Ja, es würde arschkalt werden, aber hey, endlich konnten wir den ultimativen Härtetest mit unserer Ausrüstung durchführen.

FunBuggy

Wir entschieden uns also für eine Tour mit dem Buggy. Geplant war, dass eine Russin plus zwei Kinder mit von der Partie waren (Mehr Leute = weniger Kosten), ein Kind wurde aber krank, und wir waren mit Guide und Fahrer alleine unterwegs. Der Besitzer Vitali und Aylona, die Englisch sprechende Führerin, holten uns ab und wir fuhren bei Sonnenschein zu versteckten Grotten und über das glänzende Eis weit in den Norden. Die ganze Tour dauerte sechs Stunden. Die minus 10 Grad fühlten sich bei der Fahrt mit dem offene Buggy schnell mal wie minus 30 Grad an. Es war arschkalt aber die Grotten und die Stille waren es Wert.

Alyona erzählte uns viel über den Baikal See. Hier ein paar Fakten:

  • Die Einheimischen gehen manchmal auf dem Baikalsee in ihre ganz eigene Russendisko. Dafür packen sie sich eine warme Decke ein und gehen Nachts auf das Eis, wo sich sich hinlegen. Für die Musik ist das Eis zuständig, denn es knirscht und pulsiert ständig wenn die grossen Platten aneinander drücken (klingt wie unser Puls). Als Diskokugeln dienen die Sterne am Himmel, die man hier besonders gut sieht. Auf der Insel gibt es erst seit 2014 Strom – wohl auch ein Einfluss des wachsenden Tourismus.

Wir konnten das Eisknirschen ebenfalls hören.

Wie gesagt, sobald wir der chinesischen Zensur entkommen, laden wir das Video hier in den Beitrag.

  • 80% der Tiere hier gibt es nur hier, zum Beispiel die Baikalrobbe, die einzige Süsswasserrobbe der Welt.

  • Der Baikalsee ist der sechstgrösste See der Welt.

  • Mit 1'637 Meter ist der Baikalsee der tiefste See der Welt.

  • Das Wasser ist zu 100% trinkbar, was Guru auch beim einzigen Loch das wir fanden testete. Er sagt, das Wasser war kalt und sauber wie in den Walliser Alpen.

  • Der See ist 637 Kilometer lang und misst an der breitesten Stelle 185 Kilometer.

  • Im Gebiet des Baikalsees treffen mehrere tektonische Platten zusammen und formen die Landschaft.

  • Der See ist maximal drei Monate im Jahr zugefroren, dabei wird das Eis bis zu 1.5 Meter dick.

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